Armor trahit tenero
molliori nexu,
rigidos et asperos
duro frangit flexu;
capitur rhinoceros
virginis amplexu.
Amoris solamine
virgino cum virgine;
aro non in semine,
pecco sine crimine. |
Armor läßt die Schüchternheit
an der Brust erwarmen,
harten Sinnes Sprödigkeit
bricht er ohn Erbarmen;
selbst das Einhorn, mit der Zeit
ruhts in Mädchenarmen.
liebesfreuden, zart und rein,
spende ich dem Mägdelein;
sä ich in den Wind hinein,
mag die Sünde läßlich sein. |
- Cum Fortuna voluit me vivere beatum,
forma, bonis moribus fecit bene gratum
et in altis sedibus sedere laureatum.
- Modo flos preteriit mee iuvetutis,
in se trahit omnia tempus senectutis;
Inde sum in gratia novissime salutis.
- Rhinoceros virginibus se solet exhibere;
sed cuius est virginitas intemerata vere,
suo potest gremio hunc sola retinere.
- Igitur que iuveni virgo sociatur
et me senem spreverit, iure defraudatur,
ut ab hac rhinoceros se capi patiatur. -
- In tritura virninum debetur seniori
pro mercede palea, frumentum iuniori;
inde senex aream relinquo successori.
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- Da Fortuna einst beschloß, ich möge glücklich leben,
hat sie edlen Anstand mir, Wohlgestalt gegeben,
um mich auf den höchsten Sitz, den Ehrenthron zu heben.
- Aber rasch verblühten, ach, meine Jugendtage,
und des Alters Runzeln ich nun mit Würde trage;
ob ich heil ins Jenseits komm, das ist jetzt die Frage.
- Das Einhorn pflegt der Jungfrau sich gehorsam zu erweisen;
allein nur wenn die Jungfernschaft als unversehrt zu preisen,
darf in ihrem Schoß das Tier sie traut verweilen heißen.
- Die an einen jungen Mann all ihr Herz gehangen
und mich Alten von sich weist, dieser ist entgangen,
daß von ihr das einhorn dann sich nimmermehr läßt fangen.
- Auf der Jungferntenne hat der Alte keine Rechte,
ihm wird nur die Spreu zuteil, das Korn dem jungen Knechte;
also laß die Tenne ich dem neueren Geschlechte.
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