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Last Unicorn - 8

Szene: Ein wirrer Traum, mit Szenen aus dem Mitternachts-Carneval-Desaster. Lady Amalthea wacht auf. Lir's stimme ertönt von den Treppen. Er hält ein Gedicht in den Händen.

LIR:
Da wird im Zweifel von Sehnsucht geplagt, voll Bitterketi wer nicht... äh... wagt, versagt, verzagt... verdammt. (Lady Amalthea steht im Nachtgewand am Fenster. Mit angsterfüllten Blick dreht sie sich um.) Guten Abend, Mylady.

AMALTHEA:
Wer seid Ihr?

LIR:
Ich bin Lir. Kennt Ihr mich nicht? Ich bin Lir.

AMALTHEA:
Lir? Prinz Lir?

LIR:
Ihr habt geträumt, Mylady.

AMALTHEA:
Aber ich träume doch immer, auch wenn ich wach bin. Ein Traum, der nie zuende geht. Ich, ich, ich... ich will Euch nicht damit belästigen, mein Prinz.

LIR:
Oh, belästigt mich, bitte, belästigt mich. Ich wurde Euch viel charmanter den Hof machen, wenn ich wüßte wie. Ich wünschte Ihr verlangtet etwas von mir.

AMALTHEA:
Löscht meine Träume aus. Bewahrt mich vor meiner Erinnerung. Was immer sich in mir erinnern will.

Song: That's all I've got to say (Original läuft im Hintergrund)
Song Szene: Allgemeine Liebesszenen mit Tauben, Einhörnern und Teiche, die von kleinen Wellen bewegt werden.

LIR:
Du, ich schreib an einem Buch für dich
darüber wie du bist
doch kein Wort ist so schön wie du
Alle Worte stehen mir im Weg
ganz egal - ich liebe dich
Das ist alles, was ich sagen will
und alles, was ich weiß.
Vielleicht schreib ich für dich auch ein Gedicht
über die Liebe
ich stottere dabei sicherlich
aber ich liebe dich
Ich habe gar keinen Sinn für Poesie
Musik, oh nein, das schaff ich nie
Ich bin doch kein Genie
Doch ich schreib dir eine Symphonie
ganz ohne Melodie
Sonst kann ich nichts
aber ich liebe dich
und das ist alles, was ich weiß.

Szene: Die große Halle. Schmendrick starrt eine große, zerbrochene Standuhr an, die ständig in Mißtönen schlägt. Ein Skelett liegt in der Nähe.

SCHMENDRICK:
Genau das ist was ich brauche - Rätsel! Wenn der Wein sich selber trinkt, wenn der Schädel spricht und die Uhr die richtige Stunde schlägt. Als ob ich nicht schon genug Urigkeiten hätte. Ich frage mich, wie spät es wohl ist...

Man hört Stimmen, die sich nähern. Lir und Amalthea kommen die Treppen herunter. Schmendrick versteckt sich in einer Ecke.

LIR:
Oh, natürlich seid Ihr von edlem Blut, das sieht Euch jeder an. Ich meine, Ihr könnt doch nicht wirklich die Nichte dieses lächerlichen Zauberers sein. Das steht außer Frage.

Sie gehen vorbei. Schmendrick verläßt sein Versteck und schaut ihnen nach.

Szene: Der Balkon über dem Meer. Wieder schaut Amalthea hinaus. Diesmal kommt Haggard zu ihr.

AMALTHEA:
Euer Mejestät?

HAGGARD:
Die Liebe macht Euch müder, Mylady. Ich werde Euch am Ende noch einholen, wenn Ihr noch mehr lieben solltet.

AMALTHEA:
Seht, Euer Sohn kehrt heim.

HAGGARD:
(schaut zur Straße) Lir? Er ist nicht mein Sohn. Ich fand ihn auf einer Türschwelle, wo ihn ein Bauer ausgesetzt hatte. Ich dachte daran, daß ich nie glücklich war und nie einen Sohn hatte. Es war am Anfang recht angenehm, aber es verging schnell. Es gibt nur eins, was mich jemals glücklich gemacht hat.

AMALTHEA:
Was ist es?

HAGGARD:
Spotte nicht über mich. Ich weiß sehr wohl, wofür du gekommen bist und du weißt sehr wohl, daß ich sie habe. Nimm sie dir, wenn du kannst, aber spotte nicht über mich. (schüttelt Almathea)

AMALTHEA:
Majestät! In Eurem ganzen Schloß, in Eurem ganzen Reicht gibt es nichts, das ich begehre. Guten Tag, Euer Majestät. (wendet sich am zum Gehen)

HAGGARD:
Ich kenn dich, Ich kannte dich schon fast, als ich dich noch auf der Straße sah, auf dem Weg zu mir. Seidem gab es keine Bewegung von dir, die dich nicht verraten hätte: Ein Blick, ein Schritt, eine Kopfwendung, das leuchten deines Halses, wenn du atmest, selbst deine Art vollkommen reglos zu stehen. Das alles waren meine Spione. Du hast mich eine Weile wundern lassen, aber deine Zeit ist gekommen. (er schaut zum Meer und redet mit Bewunderung in der Stimme weiter) Die Flut setzt ein. Komm und sie zu. Komm her! (Almathea gehorcht) Da sind sie! (er deutet zum Meer) Da sind sie. Sie gehören mir, mir allein. Der Rote Stier hat sie für mich gefangen. Eines nach dem anderen und ich befahl ihm, jedes einzelne ins Meer zu treiben. Und jetzt leben sie dort und jede Flut trägt sie soweit heran, daß sie nur noch ein Schritt vom Land trennt. Aber sie wagen nicht aus dem Wasser herauszukommen, sie fürchten sich vor dem Roten Stier. Ich liebe es, ihnen zuzuschauen. Sie erfüllen mich mit Freude. Als ich sie das erste Mal verspürte, glaubte ich, ich müsse sterben. (Rückblick: Zwei Einhörner verfolgen sich spielerisch im Wald). (nur noch Stimme von Haggard) Ich sagte zu dem Roten Stier "Ich muß sie haben. Ich muß sie haben, alle die es gibt. Denn nichts macht mich glücklich, außer ihr Strahlen und ihre Anmut." Und der Rote Stier hat sie alle gefangen. (Szene ähnlich der des Schmetterlings: Der Stier treibt die Einhörner ins Meer.) Jedesmal, wenn ich die Einhörner sehe, meine Einhörner, ist es wie an jenem Morgen im Wald und ich bin wirklich jung, trotz meines Alters. (Die Szene schwenkt wieder zum Balkon.) Du bist das letzte!

AMALTHEA:
Majestät, ich... ich verstehe nicht. Ich sehe überhaupt nichts im Wasser.

HAGGARD:
Du verleugnest dich also immernoch? Wagst es immernoch zu behaupten, ein Mensch zu sein? Ich werde dich zu den anderen hinunterstoßen, wenn du es wagst, dich weiter zu verleugnen.

AMALTHEA:
Oh, was sagt ihr da?

HAGGARD:
Es muß so sein, ich kann mich nicht irren. (er schaut tief in ihre Augen und sieht nur seine eigenes Spiegelbild) Und doch... deine Augen. Deine Augen sind auf einmal ebenso leer wie Lirs, wie alle Augen, die nie ein Einhorn sahen. Es spielt keine Rolle mehr. Ich kann warten. Das Ende ist dasselbe. Ich kann warten. (er geht)

Amalthea bricht zusammen und fängt an zu schluchzen.

AMALTHEA:
Er ist wahnsinnig... wahnsinnig...

SCHMENDRICK:
Schhht... nicht, nicht, nicht. Ist ja gut. Wir werden sie finden. Komm jetzt, komm mit. Oh bitte, bitte weine nicht. Wenn du so menschlich wirst, daß du weinst, kann kein Zauberer der Welt dich zurückverwandeln. Laß uns jetzt gehen. Schhht...weine nicht. Ich verprech dir, wir finden sie.

7 Filmscript 9